Filip Minarik: „Jeder Tag ist eine Herausforderung, aber ich habe mein erstes großes Ziel.“

17. Sep 2020

Filip Minarik: „Jeder Tag ist eine Herausforderung, aber ich habe mein erstes großes Ziel.“
Filip Minarik: „Jeder Tag ist eine Herausforderung, aber ich habe mein erstes großes Ziel.“

Champion Jockey Filip Minarik kämpft sich zweieinhalb Monate nach seinem schweren Sturz in Mannheim wieder in den Alltag zurück. In einer Rehaklinik in Köln arbeitet er an seiner Mobilität. Die Motivation wird von seiner Familie, Freunden und den zahlreichen Unterstützern gestärkt.

Filip Minarik hat sich in seinem Leben schon einigen Herausforderungen stellen müssen: Er weiß, wie es ist, vor 100.000 Zuschauern in Tokio zu triumphieren, kennt das Gefühl nach dem Sieg im Großen Preis von Baden von den Fans umjubelt zu werden. Nun muss er sich einer Herausforderung der anderen Art stellen. Eine Aufgabe, die alle Gruppensiege seiner reichen Jockeykarriere übersteigt.

In dem langen Krankenhaus-Korridor hält er sich vorsichtig am Rollstuhl fest. Er trägt ein Trikot des 1. FC Köln, eine Krankenschwester sichert ihn von hinten und er schafft es, auf die andere Seite des Korridors zu gehen. Die ersten Schritte, jedoch ein wichtiger Beginn von Filips Rückkehr in den Alltag.

Jeder Tag ist eine Herausforderung für mich. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken. Einige Tage sind besser und andere schlechter.", kommentiert er seinen Aufenthalt in der Kölner Klinik. Es sind erst zweieinhalb Monate seit dem schweren Sturz auf Dusky Dance in Mannheim vergangen, wonach der erfolgreichste tschechische Jockey viele Wochen im Koma lag. Eine Zeit voller Unsicherheit, in der Hunderte von Freunden und Unterstützern ihm ermutigende Botschaften schickten und über ein Crowdfunding über 100.000 Euro für medizinische Kosten zu sammeln. Und jetzt scheinen ihre Wünsche und Gebete, die in sozialen Netzwerken vom Hashtag #prayforfilip begleitet wurden gehört worden zu sein.

Filip Minarik macht Fortschritte, auf die seine Lieben nur im Hochsommer hoffnungslos hoffen konnten. Natürlich hat er noch einen langen Weg vor sich. Der vierfache deutsche Meister hat immer noch mit den Folgen eines langen künstlichen Komas zu kämpfen. Vor allem braucht er Zeit und Geduld.

Die Ärzte sagen, dass ich auf ein Wunder warte. Das Haupthindernis ist wahrscheinlich meine ungeduldige Natur, sonst ist tatsächlich alles auf dem richtigen Weg", gibt er zu. Es gab Zeiten, in denen er sich das Ziel setzte, so viele Rennen wie möglich zu gewinnen, ein Champion zu werden oder einen großen Erfolg im Ausland zu feiern. Jetzt hat er ein ganz anderes Ziel vor sich – er will so schnell wie möglich die Rehaklinik verlassen.

Derzeit wird er hauptsächlich durch sein verletztes linkes Bein daran gehindert, das nach der Operation in einer Fachklinik in Hannover langsam verheilt.  „Ich mache Fortschritte beim Gehen. Wenn ich so weitermache, könnten sie mich in ein paar Wochen nach Hause gehen lassen. Das motiviert mich sehr.“, sagt er. Neben seiner Frau Katja und der vierjährigen Tochter Finja wird er von zahlreichen Freunden unterstützt, die Filip auch in schwierigen Zeiten nicht vergessen haben. Strenge Regeln wegen Covid-19 erlauben nur eine Person pro Tag als Besucher. Einige seiner ehemaligen und derzeitigen Jockey-Kollegen konnten ihm bereits einen Besuch abstatten: Peter Heugl, Dennis Schiergen, der Initiator der Spendenaktion Patrick Gibson und weitere. Andreas Suborics, ein langjähriger Kollege und Freund, kam ebenfalls zu Besuch. „Filip, jetzt musst du arbeiten. Es liegt an dir, wie lange du in der Klinik bleibst und wie schnell du zum Sport zurückkehrst.“, ermutigt ihn der österreichische Trainer aus Köln, dessen Pferde Minarik in letzter Zeit regelmäßig geritten ist. 

Gerade Familie und Freunde, aber auch die Unterstützung der internationalen Rennsportgemeinde haben den 45-jährigen von Anfang bestärkt. „Ich danke allen von ganzem Herzen, die mich unterstützt und mir die Daumen gedrückt haben. Das bedeutet mir sehr viel.", sagt er.   Bisher hat ihn das Telefonieren erschöpft, deshalb schreibt er lieber kurze Nachrichten. „Die Konzentrationsfähigkeit verbessert sich bislang nur langsam. Das Kurzzeitgedächtnis bereitet mir noch ein wenig Probleme, aber das sollte normal sein. Ich glaube, es wird sich allmählich verbessern, insbesondere nach der Entlassung nach Hause.", fügt er hinzu. Filip Minarik blieb während seiner dreißigjährigen Rennreiterkarriere von schweren Verletzungen verschont. „Deshalb habe ich es so weit geschafft. Meistens haben mich Verletzungen nicht lange aufgehalten und ich hatte keinen übertriebenen Respekt vor irgendetwas.“, rekapituliert der Sieger von 1769 Rennen.  

Trotzdem befand er sich auch mehrmals ganz unten: Im Herbst 2013 musste er seine Karriere wegen der Behandlung eines Burnout-Syndroms unterbrechen und verschiedenen anderen Krisen standhalten. Es gelang ihm immer, stärker zurück zu kommen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass es diesmal anders sein sollte.

(Frei übersetzt aus dem Artikel von Martin Cáp).

Unser Newsletter

Sie möchten in Zukunft regelmäßig Infos rund um das Thema "Englisches Vollblut in Bayern" erhalten? Dann tragen Sie sich gerne kostenlos in unseren Newsletter-Verteiler ein.

Anmelden Abmelden

Daten­schutz­ein­stellungen

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Karten und Videos, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Dabei werden von den externen Komponenten ggf. auch Cookies gesetzt. Die Einwilligung zur Nutzung der Komponenten können Sie jederzeit widerrufen.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung