"Von der ersten Minute an war ich vom Galopprennsport fasziniert und vom Galoppvirus infiziert."

22. Jul 2021

"Von der ersten Minute an war ich vom Galopprennsport fasziniert und vom Galoppvirus infiziert."

Seit dem 1. Juli zählt er zum Team der Galopprennbahn München: Frank Becker – ehemaliger Chef der Rennleitung bei Deutscher Galopp – stellt sich im Interview unseren Mitgliedern vor.

Wie sind Sie mit dem Galopprennsport in Kontakt gekommen? 

Mit dem Galopprennsport hatte ich in meiner Kindheit und Jugend überhaupt keine Berührungspunkte. Mein Bruder war es dann, der mich 1989 auf die Rennbahn nach Iffezheim mitgenommen hat, da er ganz gerne mal eine Wette riskierte. Von der ersten Minute an war ich vom Galopprennsport fasziniert und vom Galoppvirus infiziert.

Wie war ihr bisheriger beruflicher Werdegang und wie gestalteten sich Ihre bisherigen Aktivitäten im Galopprennsport?

Ich habe an der Berufskademie Mannheim und einer Genossenschaftsbank ein duales Studium zum Diplom-Betriebswirt (Fachrichtung Bank) absolviert. Ich war dann viele Jahre bei diversen Genossenschaftsbanken als Firmenkundenbetreuer aktiv. Mein Wunsch war es aber immer, irgendwann raus aus der Bank in die Wirtschaft zu wechseln. Diese Chance ergab sich dann 2001 als ich von der Familie von Schubert ein Angebot erhielt in die Gundlach-Gruppe nach Bielefeld zu wechseln. Im Zuge dieser Tätigkeit war ich zweieinhalb Jahre als Beauftragter des Union-Klubs in Hoppegarten tätig. Meine Hauptaufgaben lagen allerdings im Cash Management und Finanzcontrolling. Später war ich noch als Verlagsbereichsleiter beim Deutschen Sportverlag tätig, ebenfalls ein Unternehmen der Gundlach-Gruppe.

Rennsportlich war ich als Besitzer, Besitzertrainer und Züchter aktiv. Allerdings mit sehr mäßigem Erfolg, weswegen ich mich später auf die Tätigkeit als Rennleitungsmitglied beschränkt habe. Bevor ich 2016 hauptberuflich leitender Sprecher der Rennleitung wurde, war ich bereits 15 Jahre freiberuflich als Rennleitungsmitglied tätig.
Frank Becker

Wie stehen Sie zum Peitscheneinsatz im Galopprennsport (weltweit)?

Ich bin kein übertriebener Verfechter des Peitscheneinsatzes, gleichwohl halte ich ihn für ein adäquates Hilfsmittel. Ich bin der Meinung, dass wir mit unserer Regelung eine sehr gute Lösung gefunden haben. Zeigt sich doch in der Praxis, dass durch die weitere Limitierung des Peitscheneinsatzes die Rennverläufe sehr viel störungsfreier ablaufen und damit auch reeller sind.

Was mir in der Peitschendiskussion aber immer wieder zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass die Peitschen durch die “shock-absorbing”-Ummantelung eine wesentlich Verbesserung, weil deutliche Entschärfung erfahren haben. 

Generell finde ich die weltweiten Diskussionen um das Wohl der Pferde und damit auch einhergehenden Verbesserungen in Sachen Peitsche begrüßenswert. Ich gehe davon aus, dass wir eines Tages Galopprennsport ohne Peitscheneinsatz erleben werden und auch dann wird es in jedem Rennen einen Sieger geben.  

Was gefällt Ihnen an der Münchener Rennbahn besonders gut?

Die Münchener Rennbahn gehört für mich zu den drei auch landschaftlich schönsten Rennbahnen Deutschlands. Darüber hinaus halte ich die Trainingsmöglichkeiten mit der separaten Trainingsanlage für ausgezeichnet. 

Das Geläuf der Rennbahn ist top und wird immer wieder von den Aktiven gelobt. Das gesamte Gelände bietet großartige Möglichkeiten für Drittveranstalter.

Frank Becker wird geehrt

Was müsste in München verbessert werden?

Das Aufgabenfeld ist reichhaltig und vielfältig. Zuallererst gilt es den Münchener Rennverein auf eine wirtschaftlich stabile Basis zu stellen. Das is dann die Grundlage dafür den einen oder anderen zusätzlichen Renntag ins Programm aufzunehmen. Darüber hinaus gibt es den ein oder anderen Investitionsstau welcher in den nächsten Jahren nach und nach beseitigt werden muss. 

Was die Renntage angeht, so würde man sich deutlich mehr Starter aus anderen Teilen der Republik wünschen. Leider haben wir in München eine Insellage die durch den Wegfall des Standortes Frankfurt noch verschärft wurde. 

Ganz wichtig ist, dass wir nach der coronabedingten “Zuschauerpause” das Münchener Publikum wieder mobilisieren können nach Riem auf die Rennbahn zu kommen.

Leben Sie bereits in München oder pendeln Sie zwischen Baden-Baden und München?

Ich werde zukünftig weiterhin zwischen Baden-Baden und München pendeln. Während meiner Zeit in München wohne ich im Mitarbeiterhaus und fühle mich dort sehr wohl. Eine rundum gelungene Wohnanlage.

Frank Becker

Wie sehen Sie die Entwicklung im deutschen Galopprennsport?

Der Galopprennsport sieht sich derzeit vielen Herausforderungen ausgesetzt. Die Art und Weise diese Herausforderungen zu meistern erscheint mir nicht immer sonderlich glücklich. Was mich immer wieder erstaunt ist, dass an vielen Stellen immer noch gegeneinander und nicht miteinander agiert wird. Daraus könnte man den Eindruck gewinnen, es geht dem Rennsport noch nicht schlecht genug.

Wo sehen Sie den Münchner Rennverein in fünf und in 10 Jahren?

In fünf Jahren sehe ich den Münchener Rennverein auf einem stabilen wirtschaftlichen Fundament. Es finden 10 Renntage im Jahr statt die von den Aktiven zahlreich angenommen werden. Die Trainingszentrale beherbergt durchschnittlich 150 Pferde.

Gibt es außerhalb des Rennsports andere Hobbys die Sie faszinieren?

Ich bin ein großer Anhänger der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL und ganz besonders des Teams der Edmonton Oilers. Im März letzten Jahres habe ich eine Fanreise nach Edmonton unternommen. Geplant war der Besuch von 4 Spielen, das vierte Spiel fiel leider dem coronabedingten Lockdown zum Opfer. Wir waren froh, dass wir noch rechtzeitig aus Kanada herauskamen. Eine Woche später ging nichts mehr. 

Frank Becker

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